Neues Mähkonzept der Stadt nützt Blütenpflanzen und Insekten

Was in der Wilhelminenaue nun schon einige Zeit praktiziert wird, findet nun Anwendung auf einige andere Bereich im Stadtgebiet…

Viele Bürger/innen werden es schon bemerkt haben: Heuer steht in Bayreuth an Straßenrändern und in städtischen Grünflächen das Gras höher als sonst. Der Grund ist das neue Mähkonzept der Stadt Bayreuth, das vom Stadtgartenamt gemeinsam mit dem für den Straßenunterhalt zuständigen Tiefbauamt sowie dem Stadtbauhof entwickelt wurde.

Neues Mähkonzept der Stadt Bayreuth
Tiere und Pflanzen schätzen den bunten Blütenreichtum auf den Blumenwiesen – und Artenvielfalt sieht auch hübsch aus. Hier ein Stieglitz, fotografiert im Straßenbegleitgrün in der Carl-Kolb-Straße. © Stadtgartenamt

Unterstützung erhielten die Verantwortlichen aus dem Stadtbaureferat dabei von vielen Experten aus den Naturschutzverbänden, der Universität und dem Naturschutzbeirat der Stadt Bayreuth. „Es freut uns, dass so viele Beteiligte an einem Strang ziehen und sich mit eingebracht haben“, so Robert Pfeifer, Leiter des Stadtgartenamtes. Auch der Bauausschuss des Stadtrates trägt das Konzept mit. Einstimmig befürwortete er in seiner Sitzung die neue Form der Wiesenpflege.

Wie sieht das Konzept nun aus? „So ganz neu ist das alles gar nicht, denn wir haben bereits viele Jahre lang Erfahrungen in der Entwicklung von Blumenwiesen sammeln können, die wir jetzt in das Konzept einbringen“, so Pfeifer. Wo immer möglich, wird nun erst ab dem 15. Juni gemäht. Rund ein Viertel der Fläche bleibt den Winter über stehen. Die hohlen Stängel von Doldenblütlern und Gräsern sind wichtige Überwinterungsplätze für Insekteneier, -larven und –puppen. Im nächsten Jahr wird das Stehengebliebene dann beim ersten Schnitt mit abgemäht und daneben bleibt wieder ein Stück über den Winter stehen. Ganz ohne mähen geht es aber nicht: Wiesenblumen wie Salbei, Margerite oder Skabiose brauchen die regelmäßige Mahd, um sich optimal entwickeln zu können. Außerdem würden die Flächen ansonsten verbuschen und für die Natur an Wert verlieren.

Überraschend positiv ist die Reaktion in der Bevölkerung auf die Entwicklungen. „Offenbar ist bereits ein gewisser Bewusstseinswandel in der Bevölkerung zu erkennen und man empfindet nicht nur einen kurz gemähten Rasen als ästhetisch.“ Sicher seien nach dem Volksbegehren im letzten Jahr viele Bürger/innen hinsichtlich der Bedeutung von Artenvielfalt sensibilisiert. Freilich braucht es noch Zeit, bis sich die eine oder andere Fläche optimal entwickelt. So dominieren in manchen Bereichen noch die Gräser. Auch der Maschinenpark muss noch angepasst werden, um die Flächen wirklich insektenschonend mähen zu können. Und eine Extensivierung ist nicht überall möglich: Spielbereiche, Bolzplätze, Liegewiesen oder Flächen mit anderem gestalterischen Anspruch werden weiterhin gemäht, genauso wie die unmittelbaren Straßenbankette und die Sichtdreiecke an Straßeneinmündungen. Hier hat die Sicherheit absoluten Vorrang. Dennoch: Schon jetzt blühen an Bayreuths Straßenrändern deutlich mehr Wildblumen – zur Freude von Insekten, Vögeln und der naturliebenden Bürger/innen.

Das Stadtgartenamt hat zum neuen Mähkonzept ein Faltblatt herausgegeben. Es ist beim Bürgerdienst im Neuen Rathaus erhältlich oder kann hier heruntergeladen werden.